Unternehmensnachfolge in Krisenzeiten – Chance oder Risiko?
Donnerstag, 02.04.2020

Die klassische Unternehmensnachfolge ist in der Regel ein langfristiges Unterfangen und steht bei vielen Inhabern zu lange nicht an erster Stelle. Die Gründe sind vielfältig, aber seltener wirtschaftlicher Natur. Die Scheu vor dem „Danach“, dem Lebenswandel oder schlicht der Mangel an Zielen neben dem Beruf sind einige Gründe. In Krisenzeiten, wie der aktuellen Situation rund um die Corona-Pandemie oder der Bankenkrise 2009, rückt das Thema natürlich weiter in den Hintergrund. Der Erhalt des Geschäftsbetriebes steht an erster Stelle. Den möglichen Übernehmer treibt oft der Wille nach Selbstbestimmung und –verwirklichung an, weniger der Wunsch einer finanziellen Verbesserung. Oft fehlt so die Initialzündung, das bestehende Leben oder den Beruf aufzugeben.

Die Verschärfung der wirtschaftlichen Situation zeigt allerdings auch schnell, welche Unternehmungen solide strukturiert und ausreichend rentabel aufgebaut sind. Diese Eigenschaften sind in regulären Zeiten mit der Nachfolgefähigkeit gleichzusetzen. Abgesehen vom Zukauf einzelner, ggf. nicht alleine oder auf Dauer wirtschaftlich funktionierender Betriebsressourcen zu Wachstumszwecken durch andere Unternehmen sind für Gründer oder zukünftige Unternehmer meist nur Betriebe interessant, die von einer Sanierungslage möglichst weit entfernt sind. Auch die interne Nachfolge setzt eine Wirtschaftlichkeit des Unternehmens als Grundbedingung voraus. Neben dem Wunsch des Verkaufes des eigenen Unternehmens stellt daher im Zweifel die geordnete Schließung oder Liquidation von vorneherein eine oder die einzige Option dar. Eine angespannte gesamtwirtschaftliche Lage oder gar Krise beschleunigt die Situation bzw. stellt dabei den Startimpuls dar.

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass in der Krisenzeit nicht auch viele Unternehmen unverschuldet in eine kritische Lage kommen. Zum Beispiel junge oder gerade in der Umstrukturierung befindliche Firmen oder Start-Up´s mit wenig Rücklagen, die es zu einem ungünstigen Zeitpunkt trifft. Auch Betriebe einzelner Branchen oder Regionen kann es überdurchschnittlich stark treffen, z.B. durch behördliche Betriebsschließungen oder Verlust der Betriebsstätte. Dies ist oft nur schwer zu akzeptieren, wenn das eigene Lebenswerk augenblicklich zerfällt. Am ehesten ist dies vielleicht noch mit einem allgemeinen unternehmerischen Risiko zu rechtfertigen.
In jedem Fall gilt es, analog dem Verhalten während eines Nachfolgeprozesses, Ruhe zu bewahren, Entscheidungen möglichst frei von persönlichen Emotionen zu treffen, alle Quellen von Wissen und Unterstützung, die zur Verfügung stehen, zu nutzen und die positive Einstellung beizubehalten. Denn in jeder Krise, jedem Ende und jedem Wandel steckt, auch ohne zu philosophisch zu sein, die Chance für Neues.

Ein Unternehmen, welches die Krisensituation überstanden hat, stellt für Übernehmer ein interessantes Objekt dar. Gleichzeitig kann ein bereinigtes Wettbewerbsumfeld (im operativen Geschäft wie auch im Rahmen der Unternehmenstransaktion) die Chance auf einen Verkauf erhöhen. Parallel dazu wird sich die Anzahl an Übernahmeinteressenten aus vielen Gründen erhöhen: Talenten mit Wunsch zur Selbständigkeit fehlt oft die Initialzündung, den eigenen Komfortbereich zu verlassen. Umstrukturierungen beim bisherigen Arbeitgeber können nun der Auslöser sein. Andere Unternehmer oder Betriebe müssen aus oben genannten Gründen neue Geschäftsbereiche besetzen oder komplett neue Existenzen aufbauen. Wer einmal selbst verantwortlich war und daraus seine Motivation bezieht, kann sich oft nicht wirklich wieder mit dem Angestelltenverhältnis anfreunden. Von Seiten vielfältiger Finanzierungspartner ist bereits zu hören, dass es in Zukunft selten an der Kapitalbeschaffung scheitern wird. Auch Politik und Staat werden großes Interesse zeigen, Arbeitsplätze und Wirtschaftsleistung zu sichern. Parallel dazu wird es während und nach einer Krisenzeit immer Unternehmen geben, die über genügend Liquidität verfügen, um Zukäufe zu realisieren. Das Augenmerk liegt hier natürlich auch darauf, wertvolle Ressourcen jeder Art zu einem attraktiven Preis zu erwerben. Doch auch für den Übergeber kann dies immer noch eine erstrebenswerte Lösung darstellen.
Wir beobachten oft, dass Inhaber zu lange mit dem Verkauf warten, den eigenen rentablen Betrieb dabei runterfahren, nicht mehr ausreichend investieren oder ihn an die Grenze der Unwirtschaftlichkeit bringen und damit am Ende bei Weitem nicht mehr den Kaufpreis erhalten, der bei zeitigen Bemühungen möglich gewesen wäre. Hier ist diese, wie auch jede andere wirtschaftliche Krise auch als Chance zu sehen, das lange weggeschobene Thema der Unternehmensnachfolge endlich anzugehen. Die Verkaufspreise für Unternehmen werden im Allgemeinen in nächster Zeit sinken. Das ist alleine schon durch ein eingeschränktes Geschäftsjahr 2020 zu befürchten. Weiter wird es viele Betriebe noch härter treffen und vor die Geschäftsaufgabe stellen. Diese dann wohl günstigen Alternativen werden mit funktionierenden Betrieben um die Gunst der Käufer kämpfen.

Wir empfehlen daher klar, besonders jetzt in der Krisenzeit mit der genauen Planung der eigenen Nachfolge zu beginnen. Es gilt, genau zu prüfen, ob das Unternehmen jetzt und in absehbarer Zeit übergabefähig ist und entsprechende Schritte einzuleiten: von der gezielten Suche nach Übernehmern bis hin zur geordneten Liquidation. Zusammen mit unseren Partnern aus Wirtschaft, Recht und Steuern können wir Ihren Betrieb entsprechend analysieren und Empfehlungen aussprechen.

Von Übernehmern hören wir derzeit, das Risiko einer Investition oder der Start in die Selbständigkeit sei aktuell nicht kalkulierbar. Das ist nachvollziehbar, wird sich aber schnell ändern oder gar in das Gegenteil umschwenken, sobald sich die Lage stabilisiert hat bzw. ein Ende der Notsituation kalkulierbar wird. Um dann schnell zu handeln, ist eine Vorbereitung jetzt der Schlüssel zum Erfolg.
Ein Beispiel: Wir erhalten Feedback aus der Gastronomie-, Tourismus- bzw. Hotelleriebranche, dass eine ganze Reihe von Betrieben nicht wieder öffnen werden. Teils aus finanziellen oder existenziellen Gründen, teils aber auch aus anderen z.B. Altersgründen, da die Anstrengung eines Neuanfanges nicht mehr gestemmt werden kann (Wieder ein Thema des bisher fehlenden Impulses.). So findet in dieser, wie auch anderen Branchen, eine beschleunigte Ausdünnung statt. Es ist aber davon auszugehen, dass der Bedarf in absehbarer Zeit wieder einsetzt und ähnliche Höhen wie vor der Krise erreicht. Aufgrund des nun geringeren Angebotes steht den verbliebenen Unternehmen also eine höhere Anzahl an Abnehmern und Gästen gegenüber als vor der Krise. Hier liegt die verborgene Chance für potenzielle Übernehmer. Aber auch als Übergeber eines funktionierenden Betriebes ist es jetzt sinnvoll, den Verkaufswunsch richtig zu platzieren. Für Übernehmer ist es oft mindestens genauso interessant, einen funktionierenden Betrieb weiter zu entwickeln als einen Sanierungsfall aufzubauen. Dabei ist die Anzahl potenzieller Interessenten durchaus endlich und es gilt, die eigenen Vorzüge herauszuarbeiten.

Nutzen Sie daher die Zeit, die ein Shutdown mit sich bringt, um sich intensiv Gedanken über Ihre Zukunft oder die Zukunft Ihres Unternehmens zu machen. Bleiben Sie motiviert und sehen Sie die Chancen. Wir unterstützen Sie dabei gerne mit unserer Reichweite, unserer diskreten Suche und unseren Experten. Sollten Sie ganz akut in wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund der Corona-Krise geraten sein, empfehlen wir die Soforthilfepakete des Corona Compass unseres Partners Silberthal Unternehmensgruppe.

-> Informationenseite zum Corona Compass
AUTOR:
Richard Schwarz
Geschäftsführer der Erfolgsvermittler GmbH


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